Earthships – unsere Häuser der Zukunft?

Quadratisch bis rechteckig, mit einem roten Dreieck oben drauf, so zeichnen wir als Kinder klassischerweise ein Haus. Dass Häuser auch ganz anders aussehen können, lernen wir in exotischen Abenteuergeschichten von den Ureinwohnern Amerikas oder den Mongolen. So richtig in Frage stellen wir „unsere“ Bauweise aber nicht. Das war auch bei mir so, bis ich mein erstes Earthship in den USA in New Mexico besichtigt habe.

Earthships sehen nicht nur anders aus, als die Häuser in denen wir normalerweise wohnen, sie funktionieren auch anders. Sie verbrauchen weniger Wasser, weniger Energie und können ganz ohne Wasser-, Strom- und Kanalisationsanschluss funktionieren. 2016 war laut US-Weltraumbehörde NASA das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, das einen neuen Wärmerekord aufgestellt hat. Deshalb finde ich es wichtig Wohn-Alternativen auszuprobieren, die weniger Ressourcen, wie Wasser oder Energie zum Heizen, verbrauchen. Die Earthships sind so eine Alternative.

Außerhalb von Taos, New Mexico, befindet sich das Earthship-Visitor Center. Am Tag meines Besuchs hat es in Strömen geregnet. Zuerst fand ich es schade, aber dann sah ich welche Freude die BewohnerInnen dieser Gegend mit dem seltenen Regen hatten. Hier in der „high desert“ auf ca. 2.100 m über dem Meeresspiegel, regnet es ca. 12,8 Inch pro Jahr. Das sind ca. 324 mm. Im Vergleich dazu regnet es in Salzburg fast dreimal so viel, nämlich durchschnittlich 1.191 mm pro Jahr.

Jeder Wassertropfen wird vier Mal verwendet

Das Geheimnis der Effizienz der Earthships liegt im Wasserkreislauf. Jeder Wassertropfen, der zuerst als Regenwasser auf den Zisternen am Dach gesammelt wird, wird viermal verwendet. So ist es möglich, dass die Häuser nicht an das Wassernetz angeschlossen sind.

Foto: Am Dach des Earthships wird das Regenwasser gesammelt

Am Dach wird das kostbare Regenwasser in Zisternen gesammelt und gefiltert.

Wasserfilter und Pumpen, eigens hergestellt von Biotecture

Konkret funktioniert das so:

Das gesammelte Wasser wird als Erstes zum Abwaschen und Duschen verwendet. Aus den Abwaschbecken und Duschen wandert es in einen Partikelfilter und versorgt als Grauwasser die Pflanzen im Gewächshaus mit Wasser und Nahrung. Diese befinden sich in eigenen, mit Gummi ausgekleideten Behältnissen, damit das Wasser nicht verloren geht. Durch die Wurzeln der Pflanzen wird es gereinigt, mit Sauerstoff angereichert und kann somit für die Klospülung verwendet werden. Das Schwarzwasser aus den Toiletten wandert in einen herkömmlichen Klärbehälter. Danach bewässert es die Pflanzen im Freien. Auch diese befinden sich in speziellen Behältnissen. So wird das Grundwasser vor Verunreinigung geschützt und außerdem nicht zur Bewässerung benötigt. Auf diese Weise müssen die Earthships in New Mexico, trotz des geringen Niederschlags, kein zusätzliches Wasser für den Haushalt beziehen.

Wohnen zwischen Autoreifen und Glasflaschen

Earthships bestehen zu einem großen Teil aus Materialien, die wir gemeinhin als Müll bezeichnen. Alte Reifen bilden einen Teil der Grundmauern und – was ich besonders schön finde – Glasflaschen, die halbiert und wieder zusammengeklebt wurden, verzieren die Trennwände sowie die Zäune rund um das Gebäude. Nicht tragende Mauern im Inneren des Hauses bestehen zusätzlich aus alten Aludosen. Deshalb werden sie auch oft „Häuser aus Müll“ genannt.

Kaum Energie für Heizen oder Kühlen nötig

Auch der Stil lässt sich nach persönlichen Vorlieben gestalten. Das Visitor-Center ist im Adobe-Stil gebaut, der für New Mexico typisch ist. Adobe sind Lehmziegel, die aus einer Mischung von Erde, Sand, Wasser und Stroh bestehen. Lehm sorgt für ein angenehmes Raumklima. Er gehört zu den ältesten Baumaterialien, ist extrem lange haltbar und kann sehr gut Wärme speichern.

Ein Gewächshaus ist gleich am eigentlichen Wohnbereich außen angebaut und heizt an sonnigen Tagen zusätzlich. Die Reifen im Inneren der Mauern absorbieren die Hitze und geben sie wieder ab, wenn ihre Umgebung abkühlt. Sie sind gut mit Erde und Lehm verputzt, deshalb besteht auch keine Gefahr, dass sie schädliche Stoffe an ihre Umgebung abgeben. Auf diese Weise braucht es kaum zusätzliche Energie um das Haus zu heizen oder zu kühlen.

Charakteristisch für ein Earthship ist die Glasfront Richtung Süden, die zum Anbau von Obst und Gemüse dient.

Entwickelt wurde die Bauweise von Michael Reynolds. Bei ihm und seiner Firma Earthship Biotecture kann man die Bauweise in Kursen erlernen und Baupläne erhalten. Herausforderung und Hindernis beim Bau eines Earthships ist meist das geltende Baurecht. Dieses sieht zum Beispiel vor, dass jedes Gebäude an die Kanalisation angeschlossen ist.

Auch in Deutschland gibt es jetzt ein Earthship

Jedes Earthship funktioniert nach denselben Prinzipien, kann aber natürlich an die Gegebenheiten vor Ort wie zum Beispiel mehr Niederschlag oder kältere Winter angepasst werden. Earthships gibt es mittlerweile in vielen Ländern der Welt. Auch in Baden-Württemberg in Deutschland ist seit 2016 ein Earthship zu finden. Das Earthship Tempelhof kann zu festgelegten Terminen besichtigt werden. Hier findet ihr weitere Infos http://www.earthship-tempelhof.de/. Vom Earthship in New Mexico bin ich jedenfalls nach wie vor sehr begeistert und freue mich darauf noch weitere Earthships zu besichtigen. Vor allem neugierig bin ich darauf, wie man sie an unser Klima im Alpenraum anpassen kann.

Habt ihr schon mal ein Earthship besichtigt? Wisst ihr von Bauvorhaben in Österreich? Könntet ihr euch vorstellen eines zu bauen oder darin zu wohnen?

Ich freu mich auf eure Kommentare!

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Alex Gerzabek
6 years ago

Hallo Sarah,
cool, dass dein erster Blogeintrag jetzt online ist!
Hast du schon mal von Wohnwagon gehört? (https://www.wohnwagon.at/)
Ist ein kleines Unternehmen mit Firmensitz in Wien (Produktion nahe Wr. Neustadt). Sie bauen ebenfalls weitgehend autarke Tinyhouses auf Rädern, zwar nicht aus Müll, dafür aber aus Vollholz.
Wäre vielleicht auch ein interessantes Projekt für dich.

Liebe Grüße, Alex

Yas
5 years ago

Ich bin ein großer Fan von Earthships und mein Traum ist es auch in einem kleinen Earthship zu leben. Jahrelang warte ich schon dass dieses Thema in Österreich angesprochen wird. Darf man jetzt oder noch nicht? Immer die gleiche Frage aber keine Antwort.
Würde es eventuell als „Hütte“ durchgehen? So als Zweitwohnsitz?
Wohnwagon.at find ich teuer, der billigste Wohnwagon kostet 54.000.- Euro. Hallo?
Damit kann ich mir ein Haus kaufen.
Die meisten die sich für so etwas interessieren haben keine 54.000.-
In der heutigen Zeit?
Okay ja vielleicht diese die geerbt haben oder finanziell durch Elternhaus gut abgesichert sind.
Ich verdiene normal, und hab ein Kind zu versorgen.Bis ich ein Erbe bekomme bin ich 65 Jahre. Wenn ich eines bekomme.
Eine realistische Zahl die ich ohne Kredit zusammen bekommen könnte, 15.000.-
Sagen wir ich hab einen Partner der noch 15.000 Euro rein investieren kann. Das sind 30.000.-
Ich brauch keine schicke Bude, es soll wohnbar sein. Ich Trag ja auch keine Versace Kleidung.
Schick machen kann man es selbst dann, wenn man wieder ein Geld zusammen gespart hat.

Juraj
5 years ago

Hallo Sarah
ich interessiere mich fur Earthship auch und will so was bauen. weisst du vieleicht etwas mehr uber es offiziel zu bauen?

S@bs
5 years ago
Reply to  Juraj

Hast du schon eine Antwort bekommen:D?- würde mich auch interessieren- aber sollte bus mal in De angekommen sein – bis Ö könnts noch ein wenig dauern?

Romana
5 years ago

Hi Sarah! Mein Lebenstraum wäre auch ein Earthship zu bauen und darin zu wohnen. Ich beschäftige mich zwar erst seit kurzem damit und gedenke es auch erst konkret an wenn meine Kinder etwas älter oder gar aus dem Haus sind, aber der Traum lässt mich auf jeden Fall nicht los. Mich würde natürlich auch erst mal interessieren, ob es in Österreich Schlupflöcher gibt um so etwas zu realisieren. Ich werde mich demnächst mit ein paar bekannten Bauingenieren zu diesem Thema unterhalten, die sich auch sehr mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen.
Ich würde mich freuen wenn wir weiter darüber kommunizieren würden. Liebe Grüße aus dem Waldviertel, Romana

Dajana
5 years ago

Hallo 🙂 ich habe gleiche Interesse; hab aber erst jetzt alles entdeckt. Danke fuer Infos und ich hab mich gemeldet das ihr wisst das immer mehr Leute mit Interesse fuer Earthship gibt! 🙂 Machen wir das jetzt zusammen in Oesterreich moeglich!! Lg, Dajana

Leonore
5 years ago

Ich fände es ja super auch als Gemeinschaftsprojekt oder wenn sich mehr Leute finden, dass man sich gegenseitig zumindest über die Ganze Realisierung bis zum Bau hilft! Kann euch da auch die Bücher „Anastasia“ von Wladimir Megre empfehlen, in denen wird eine Vision von Wohnen in der Zukunft beschrieben, die sehr gut zu den Earthships passt finde ich! TINY Houses sind gerade sehe in, aber nicht unbedingt für jeden was, bei den Earthships stoße ich in Gesprächen eher auf mehr Interesse.

Kathi
4 years ago

Hallo! 🙂 Ich interessiere mich auch für die earthships 🙂 gibts dazu schon was neues für Österreich?
Lg Kathi

3 years ago

Hallo Sarah
Ich bin vor etwa 2 Jahren auf das Thema Earthship gestoßen und es lässt mich einfach nicht mehr los. Ich bin mir mittlerweile ganz sicher das ich etwas in der Art haben werde – wann und wie sei noch dahingestellt. Wo ein Wille da ein Weg 🙂
Ich denke, dass man es in Österreich natürlich sehr anpassen müsste. Vor allem bezüglich unserer Baugesetze. Aber das Grundprinzip wird man schon irgendwie umsetzen können. Das Earthship in Deutschland will ich mir auch sehr gerne mal anschauen. Ich habe gehört, dass sie z.b. statt Autoreifen Ziegel verwendet haben und das sie ihre Statikberichte gratis zur Verfügung stellen.

Ich freue mich sehr über deinen Blog Beitrag weil ich bis jetzt dachte, dass ich mit meinem Traum in Österreich alleine bin.

Let’s do this! 🙂

3 years ago
Reply to  Sarah Fabiana

ich find es sehr schön zu lesen, dass es anscheinend mehrere Menschen in unserem Land gibt die in diese Richtung denken. Wir sollten irgendeine Art von Community gründen um uns gegenseitig infos und news zukommen zu lassen.
Es ist sicher leichter solche „pionier“ Projekte gemeinsam anzugehen.
Was haltest du davon?

Gabriela
3 years ago

Hallo community,
Auch hier gibt es eine Handvoll interessierter. Unsere Vision ist ein Grundstück in angemessener Größe auch für Gemüse und Obstbau und genug Platz für z.b. earth ships, tiny houses, Jurten oder ähnlichem. Verbunden mit einem Haupthaus, vielleicht ein altes Bauernhaus mit Wohnmöglichkeiten und gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten.
Ich stimme euch zu, das es immer mehr Leute gibt die nach alternativen, leistbaren und natürlicheren Wohnformen suchen. Ich denke es gibt vermehrt einen Trend zu gemeinschaftlichen Wohnen und Leben. Sharing is caring… das fühlt sich richtig und gut an für mich.
Also wir brauchen einen Platz, wer weiss einen oder hat einen für uns?
Liebe grüße aus Oberösterreich

Helmut Preinfalk
1 year ago
Reply to  Gabriela

Hallo Gabriela!

Hast Du schon einen Platz gefunden?
Ich beginne gerade mit der Planung für ein Projekt in Ried in der Riedmark.

Vielleicht können wir ja in Kontakt treten?

LG
Helmut

Silvia Dowsing-Tieber
2 years ago

Kennt jemand einen Earth Ship Architekten in Österreich?

Helmut Preinfalk
1 year ago

Hallo Sivia!

Hast Du schon einen Planer gefunden? – ich könnte auch einen brauchen.

Danke!

Helmut

Werner Marzini
2 years ago

Ein Hallo an die Gleichgesinnten.

Ich bin vor kurzen auf Euren super Beitrag gestoßen und ich stelle mich zur Verfügung um mitwirken zu dürfen und mit Euch in Kontakt zu treten um uns kennen zu lernen . Kurze Vorstellung von meiner Seite : ich bin in technischen/handwerklichen (HKL) und Brandsicherheit für Industrie und Hausgebäuden in Außendienst seit geraumer Zeit tätig. Es würde mich freuen bei den Earthship Projekt Österreich mit zu machen und was aus diesen alles erwachsen darf .
LG.Werner

Martin Schulz
2 years ago

Auch von mir ein Hallo an alle Gleichgesinnten hier,

bin durch Zufall auf diesen Blogeintrag gestossen und bin auch sehr am Thema Earthship (auch in Kombination mit Tiny House) interessiert.
Bin in der IT tätig und südlich von Wien daheim (derzeit) … würde mich auch reizen in einigen Jahren ins Waldviertel oder nach OÖ zu ziehen (in eine etwas ländlichere Gegend, um nicht zu sagen, irgendwo in Pampa wo sonst keiner is hahaha)

2 years ago

Liebe Sarah! Liebe Alle!

Mein Name ist Manfred PINNEGGER und ich bin zufällig über diese schöne Seite gestolpert. Ich beschäftige mich schon seit längerem mit dem Thema Earthship, Tinyhouse concept und nachhaltigem Wohnen insbesondere deshalb, weil es mein Traum ist an der nordspanischen Costa Verde ein Earthship mein eigen nennen zu dürfen und tatsächlich völlig off-grid unabhängig und naturnah und nach Möglichkeit auch ein wenig „einsam“ leben zu können. Ich wäre sehr daran interessiert in Österreich gleichgesinnte nette Persönlichkeiten kennenlernen zu können. Derzeit lebe ich in Bruck an der Leitha in NÖ. Ich hoffe auf die eine oder andere Kontaktaufnahme von Mitgliedern dieser Gruppe oder jenen, die schon einige Erfahrung mit Earthship Projekten haben und sende euch allen schöne Grüße!
Manfred

Hallo Earthship Fan´s!
Jetzt ist es soweit wir dürfen euch mitteilen, dass wir die Baubewilligung für das 1. Earthship in Österreich bekommen haben. Am Permakulturlabor Peintnerhof wird nächstes Jahr gebaut.
https://www.permakulturlabor.at/
Bald werdet ihr hier mehr Info dazu finden.
herzliche Grüße
Allma
ps: Imagevideo findet ihr unter ÜBER UNS

Admin
1 year ago

wow, das finde ich super, dass nun endlich ein Earthship in Österreich gebaut wird! Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr hier darüber berichtet und ich es einmal besichtigen darf 🙂 Liebe Grüße, Sarah

Natalie
8 months ago

Wir sind mitten im Bau des Earthships in Kärnten! 4 Wochen sind schon vorbei. Es ist ein tolles Projekt zusammen mit Biotonomy.