Auf Wiens goldenen Spuren mit Jane’s Walk Vienna
Im Mai habe ich das erste Mal an einer Stadtführung namens „Jane’s Walk“ teilgenommen. Worum es sich dabei handelt, warum es mir so gut gefallen hat und was das alles mit dem alten Beruf der Schildermaler zu tun hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Anfang Mai hat mich mein Papa in Wien besucht – ein Anlass sich nach einem spannendem Programm umzusehen, bei dem man auch gleichzeitig ein wenig von Wien entdecken kann. Dabei bin ich auf Janes’s Walk gestoßen: gratis Stadtspaziergänge die privat von engagierten Menschen zu verschiedenen Themen rund um die Stadt organisiert werden. An diesem Wochenende Anfang Mai fanden weltweit in verschiedenene Städten zahlreiche dieser Spaziergänge statt. Auch in Wien wurden Führungen zu verschiedenen Themen angeboten.
Die alte Löwen Apotheke war die erste Station – innen und außen sehr schön anzusehen.
„Wien vergoldet“ hieß der Spaziergang für den wir uns entschieden haben. Sezession, Pallas Athene und Pestsäule sind meist die ersten Gebäude die einem in Wien dazu in den Sinn kommen. Tom Koch hat uns auf diesem Spaziergang aber an subtilere und weniger bekannte Orte und Gebäude von Wien geführt. Begonnen haben wir im 8. Bezirk. Von der alten Löwenapotheke ging es zu einem kleinen Frisörsalon mit originalen Kabinen, über die Maria-Hilfer-Straße zum bekanntesten Rechtschreibfehlers Wiens und vorbei am Café Sperl zu einem alten Schild am Naschmarkt. Den Abschluss bildete die alte Schildermalerei-Werkstatt von Josef Samuel im 4. Bezirk, die mittlerweile auch eine Art Museum für die Kunst der Schildermalerei ist.
Der bekannteste Rechtschreibfehler Wiens: der Name der Klaviermacherfamilie lautete Stelzhammer.
Eine ehemalige Bäckerei mit vielen vergoldeten Schriftzügen.
Josef Samuel hat uns auch auf dem Spaziergang begleitet. Viele Schilder der Geschäfte, die wir besuchten, hat er gemalt. In unserer digitalisierten und globalisierten Welt kennen wir die Menschen, die den Schriftzug von H&M, Billa und Co an der nächsten Einkaufsstrasse gestaltet haben, nicht. Der Beruf des Schildermalers ist noch aus einer anderen Zeit, persönlicher, mit kleineren und eigentümergeführten Geschäften. Es war schön den persönlichen Bezug zu „seinen“ Schildern und die Erinnerungen des Schildermalers mitzuerleben. In Wien gibt es viele Details zu entdecken, die an vergangene Zeiten erinnern. Seit dieser Führung schaue ich die Schriften an den Gebäuden mit anderen Augen an. Oft sieht man auch sogenannte Ghostletters, Stellen an denen Schriftzüge demontiert wurden und trotzdem noch als Abdruck zu sehen sind.
Josef Samuel zeigt uns wie die Buchstaben vergoldet wurden und erzählt ein bisschen nostalgisch von einer Zeit als heute nicht mehr erlaubte Inhaltsstoffe in Farben noch verwendet wurden.
In der alten Schildermaler-Werkstatt
In den Farbkistchen befinden sich noch echte Hasenpfoten die zum Auftragen der Farben verwendet wurden.
Auch die Geschichte von Jane’s Walk finde ich sehr spannend: Sie entstanden auf Basis der Idee von Jane Jacobs, dass BürgerInnen selbst aktiv an der Gestaltung ihrer Umgebung mitwirken sollen. Jane Jacobs wurde 1916 in den USA geboren und hat sich für gemeinschafts- und menschenorientierte Stadtentwicklung eingesetzt. Hier könnte ihr mehr über diese spannende urbane Aktivistin lesen.
Ursprünglich hatte ich nicht geplant auf meinem Blog über Jane’s Walk zu schreiben, deshalb war ich nur mit meinem Smartphone ausgerüstet und habe mir keine Notizen gemacht. Weil ich aber finde dass es sich auszahlt öfter mal genauer hinzusehen und ich das Konzept von Jane’s Walk super finde, wollte ich euch trotzdem davon erzählen. Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen auf diesen Spaziergang mitnehmen und vielleicht habt ihr ja auch Lust bekommen einen Jane’s Walk auszuprobieren…
Jane’s Walk Vienna: weitere Termine
mehr Fotos vom Jane’s Walk „Wien vergoldet“
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