Konflikte als Chance für ein neues Miteinander

Gewitterwolke

„Was verbindet ihr mit dem Begriff ‚Konflikt‘?“ – So lautete eine Frage an uns TeilnehmerInnen in einem Seminar meiner Mediationsausbildung. Wir nannten die Verbindungen, die uns in den Sinn kamen und stellten danach fest, es waren hauptsächlich negative Assoziationen, die der Begriff Konflikt in uns hervor rief. Muss das so sein? Oder können Konflikte nicht auch – wenn es einem gelingt sich ihnen zu stellen – eine positive Wirkung haben?

Konflikte als "reinigendes Gewitter"

Durch die Ausbildung zur Mediatorin – mehr dazu hier – beobachte ich mich nun selbst viel bewusster dabei, wie ich mit Konflikten umgehe. Ich gehöre definitiv zu der Menschengruppe, die Konflikten so weit wie möglich aus dem Weg geht. Lange Zeit konnte man mich guten Gewissens als „konfliktscheu“ bezeichnen. Klingt vielleicht ein bisschen paradox, dass ich dann eine Ausbildung zur Konfliktmanagerin mache. Dadurch aber lerne ich mich bewusst dem Thema zu stellen. Und in den eigenen Schatten liegen bekannterweise oft die größten Geschenke, die es zu bergen gilt. So bin ich mittlerweile der Meinung, dass ein harmonisches Miteinander wohl nur durch gelegentliche Konflikte möglich ist. Konflikte per se sind nichts Schlechtes, sondern bieten viele Chancen. Sie können ein „reinigendes Gewitter“ sein. Sie können auch die Chance bieten sich selbst und das Gegenüber besser kennen zu lernen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und uns im besten Fall erkennen lassen, wo das Gemeinsame und Verbindende zwischen uns Menschen liegt.

Wie wir mit Konflikten umgehen, kann Nähe entstehen lassen oder verhindern

Wir sind es allerdings eher gewöhnt uns im Streit gegenseitig zu beschimpfen und dann die andere Person als Idioten abzutun, als sich mit den Sichtweisen und Bedürfnissen der anderen Person auseinanderzusetzen und tiefer zu blicken. Die andere Variante ist gar nichts zu sagen, wodurch wir letztlich auch Nähe verhindern. Die unausgesprochenen Worte bauen eine Mauer und falls sich zu viel anstaut, explodieren wir bei einem verhältnismäßig kleinen Anlass . Der Gedanke, dass gerade wenn einem an einer Beziehung etwas liegt, es ein Vertrauensbeweis ist Konflikte und Gefühle offen anzusprechen, hat mir geholfen meine persönliche Einstellung gegenüber Konflikten zu verändern. Es gibt viele Möglichkeiten anders mit Konflikten umzugehen. Durch achtsamere Kommunikation lassen sich viele Konflikte im Vorhinein verhindern und wenn sie doch entstehen, gibt es Werkzeuge sie in einem wertschätzenden Umgang miteiander zu lösen. Im besten Fall haben wir dann gemeinsam neue Lösungen gefunden und ein tieferes Verständnis für die andere Person erlangt.

Eine große Chance liegt bei Konflikten, gerade auch in Partnerschaften und Freundschaften darin, sich näher zu kommen und ein Stück besser kennen zu lernen. Indem wir die Bedürfnisse der anderen Person kennen lernen, erfahren wir was ihr wichtig ist. Wir lernen Verletzlichkeiten kennen und dürfen so einen Blick hinter eine der vielen Schichten werfen, die wir Menschen in unserem Alltag tragen. Vielleicht wollen wir das auch gar nicht, aber ich finde es unglaublich bereichernd mir darüber bewusst zu sein, dass ich durch Konflikte einerseits mich selbst und auch andere Personen besser kennen lernen kann.

In unserer Erziehung und unserer Gesellschaft lernen wir meist nicht fruchtbringend mit Konflikten umzugehen. Als Mädchen und Frauen werden wir selten ermutigt unserer Wut Ausdruck zu verleihen. Wir werden schnell als Zicke oder kompliziert abgestempelt, wenn wir wütend werden und aufzeigen, was aus unserer Sicht nicht gut funktioniert. Männer wiederrum können oft nur ihrer Wut Ausdruck verleihen und es ist schwierig für sie andere Gefühle in Konflikten zu zeigen. Hier kann noch sehr viel verbessert werden, um uns allen mehr Raum für Echtheit und Menschlichkeit zu geben und das ganze Spektrum der Gefühle, die das Leben bietet, zuzulassen.

Wie gehst du mit Konflikten um?

Im Zuge der Mediations-Ausbildung haben wir viele Anregungen bekommen, um unser eigenes Konfliktverhalten zu reflektieren, zum Beispiel mit folgenden Fragen: Wie gehe ich normalerweise mit Konflikten um? Welche Konflikte haben mich geprägt und beeinflusst? Was wäre ohne diesen Konflikten vielleicht anders verlaufen?

Und wie ist es bei dir? Was bedeuten Konflikt und Streit für dich? Kannst du es als Chance sehen oder gehst du ihnen wenn möglich aus dem Weg? Ich freue mich auf deine Antwort in den Kommentaren :-).

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Sarah Amberger

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[…] zur Mediatorin. In der Ausbildung machen wir sehr viele Übungen, die dazu anregen, das eigene Kommunikations- und Konfliktverhalten zu reflektieren. Weil ich dabei viele Anregungen für mein privates Leben mitnehmen kann, möchte ich einige dieser […]